Chancen und Herausforderungen beim „Sprinti“

Foto: Esra Karakoc

Anfang Juni hatten die Grünen in Springe das einjährige Jubiläum des „Sprinti“ zum Anlass genommen, einen Informations- und Diskussionsabend zu dem On-Demand-Service zu veranstalten. Doreen Römer und Christian Fleer aus dem Verkehrsausschuss der Regionsversammlung sowie Klaus Geschwinder, Teamleiter Verkehrsentwicklung und -management bei der Region Hannover, berichteten über das Pilotprojekt. 

Klaus Geschwinder gab zunächst eine Einführung und ging dabei auf die beeindruckende Entwicklung des „Sprinti“ im vergangenen Jahr ein – die Fahrgastzahlen haben sich verdreifacht. Sein Feedback: Einerseits sei es erfreulich, dass das neue Angebot im ÖPNV so gut angenommen wird und damit zeigt, dass es auch im ländlichen Raum möglich ist, attraktive Angebote zu schaffen. Andererseits führe die hohe Auslastung in logischer Konsequenz zu einer niedrigeren Betriebsqualität, denn die Fahrzeugzahl konnte in diesem Zeitraum lediglich von 20 auf 24 für alle drei Testkommunen erhöht werden (Neben Springe sind noch die Gemeinden Wedemark und Sehnde Teil des Piloten). Zusätzlich sei neben den Fahrzeugen auch das Personal knapp. Aus der zu geringen Fahrzeugzahl folge, dass im Moment nur etwa 85 Prozent der angefragten Fahrten und nicht wie geplant und vertraglich vereinbart 95 Prozent auch tatsächlich abgewickelt werden könnten. Das führe bei den Fahrgästen, deren Fahrten abgelehnt werden müssen natürlich zu berechtigter Enttäuschung. Aber hier sei es hilfreich und nützlich, dem Betreiberunternehmen Via eine kurze Rückmeldung zu geben. Dies könne einfach per E-Mail an sprinti@gvh.de erfolgen. 

So regte etwa eine Anwohnerin in der Diskussion an, eine der virtuellen Haltestellen in Bennigsen am Bahnhof zu verlegen. Diese sei hochfrequentiert, befinde sich aber am Rande eines Wohngebietes und nicht direkt am Bahnhof. Derlei Probleme sind den Verantwortlichen nicht unbedingt bekannt, könnten aber unkompliziert durch das bloße Verschieben der virtuellen Haltestelle am Computer behoben werden.

„Sprinti“-Angebot wird 2023 ausgeweitet

Weiterhin kündigte Klaus Geschwinder an, dass das „Sprinti“ im kommenden Jahr auch auf die restliche Tarifzone C ausgeweitet wird. Dazu werde die Fahrzeugzahl von 24 auf 100 aufgestockt. Um mehr Fahrgäste auf nachfragestarken Relationen befördern zu können, sollen einige dieser Fahrzeuge über eine höhere Kapazität von 15 Sitzplätzen verfügen, was wiederum dafür sorge, dass mehr Fahrtenwünsche bedient werden könnten. Geschwinder versicherte außerdem, dass der Rufbus auch über das Ende der Förderung durch das Bundesverkehrsministerium hinaus angeboten werden könne. Auch solle es in Zukunft verstärkt Schulungsangebote geben, die sich an Personen richten, die sich im Umgang mit Smartphones und insbesondere der „Sprinti“-App noch nicht sicher fühlen. Diese Angebote konnten zu Beginn des Pilotprojekts aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht angeboten werden, was jetzt wird nachgeholt. Interessierte, die eine solche Schulung für eine Gruppe organisieren möchten, können sich an Klaus Geschwinder und sein Team wenden.

Anschließend stellte der Teamleiter für Verkehrsentwicklung und -management noch einige Ergebnisse einer Befragung zur Nutzung des „Sprinti“ vor, die die Region Hannover Anfang des Jahres durchgeführt hat. Darin wurde unter anderem deutlich, dass 38 Prozent der Fahrten mit dem „Sprinti“, Fahrten mit dem privaten Pkw ersetzen. 26 Prozent der Befragten gaben in dem Zusammenhang an, durch das „Sprinti“ in Zukunft auf ein Fahrzeug in ihrem Haushalt verzichten zu können. 20 Prozent der „Sprinti“-Fahrten ersetzen Fußwege oder Radfahrten. Rund 30 Prozent bedienen neue – also durch das „Sprinti“ induzierte – Verkehrsbedürfnisse. 

Im zweiten Teil der Veranstaltung hatten die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger Gelegenheit, sich mit den Regionsabgeordneten und Klaus Geschwinder auszutauschen. Ein Kritikpunkt am „Sprinti“ war beispielsweise, dass bei der telefonischen Bestellung teilweise Englisch gesprochen werde. Doreen Römer berichtete, dass dies in seltenen Fällen vorkommen könne, da Via ein international agierendes Unternehmen sei. Betroffene sollten während des Telefonats darauf hinweisen, dass sie nur Deutsch sprechen, dann werde eine deutschsprachige Verbindung hergestellt. 

Außerdem diskutierten die Anwesenden darüber, wie zukünftig mit den konventionellen Buslinien verfahren werden solle. Insbesondere aus Altenhagen kam Kritik, dass die dorthin verkehrende Buslinie 381 ursprünglich fast vollständig eingestellt worden war. Hier konnte Klaus Geschwinder berichten, dass sich dieses Vorgehen nicht bewährt habe. Deshalb habe seine Abteilung auch reagiert und wieder einige Takte des 381 wieder in den Fahrplan aufgenommen, um vor allem den Berufsverkehr zu stärken. 

Rudolf Rantzau, Vorsitzender der Springer Grünen, resümierte zum Ende der Veranstaltung, dass das „Sprinti“ ein sehr innovatives und zugleich einzigartiges Angebot sei. „Es ist nicht nur das größte On-Demand-Projekt in Deutschland, es ist auch das einzige, das ohne Aufpreis mit einem regulären ÖPNV-Ticket nutzbar ist“, so Rantzau. Die enormen technischen Möglichkeiten, die dieses innovative System biete, würden in diesem frühen Stadium jedoch noch nicht ausgereizt. Deshalb erwarte er, dass es auch in Zukunft viele spannende und nützliche Weiterentwicklungen geben wird. „Wir sind gespannt, wohin dieser Weg noch führen wird und ob es diesem System durch die zu erwartenden Weiterentwicklungen gelingen wird, eine so gute Anbindung ländlicher Regionen an den ÖPNV zu erreichen, dass auch dort ein Leben ohne privaten PKW für viele Menschen gut möglich wird.“